Über 22 Jahre ist es her, seitdem der Osten Deutschlands – der als eigenständiger Staat eigentlich nie richtig funkioniert hat, zu keiner Zeit wirklich demokratisch war und deshalb korrekterweise nur als „DR“ (= Deutsche Republik) bezeichnet werden müsste – wieder mit der westlichen „BRD“ zusammengeführt wurde.
Seit einigen Jahren regiert in Deutschland eine ursprünglich aus Hamburg stammende ostdeutsche Pfarrerstochter (A. Merkel) und voraussichtlich gesellt sich demnächst ein ehemaliger evangelischer Pastor als Bundespräsident dazu.
Wer befürchtet, dass sich dadurch die seit der Säkularisation ohnehin nur bis zu einem gewissen Grad Realität gewordene Trennung von Staat und Kirche wieder zurückentwickeln könnte, sollte seinen kritischen Blick auf Themengebiete wie Bischofsgehälter, Kirchensteuer oder auch die kirchliche Parallelwelt in Sachen Arbeitsrecht richten, um daraufhin festzustellen, dass ein ehemaliger „Pfarrer wider Willen“ in diesem Zusammenhang eine harmlose und gänzlich zu vernachlässende Figur ist.
„Ohne die DDR-Zeit würde Sachsen heute mit Baden-Württemberg in einem sehr erfolgreichen Wettbewerb stehen. Sachsen war früher durchzogen von einer starken mittelständischen Industrie, von sehr lebendigen Handwerksbetrieben. Wo sind diese Betriebe geblieben? Sie sind abgewandert oder liquidiert oder in sozialistische Großbetriebe umgewandelt worden. Der einzelne Handwerksbetrieb, der einst in seinem Kaff Uhren zusammenbaute, Laternen fertigte oder Strümpfe wob, war weg. Es gab die großen Kombinate, die mit ihrer riesigen Belegschaft, ihrem mangelhaften Produktionsausstoß und mit einer hochbescheidenen Qualität wie dem Trabant meinten, man sei weltmarktfähig. Wie kann man so blöd sein, zu glauben, dass eine solche Struktur lebensfähig ist? Da ist doch weniger der Westen schuld.“
Zitat aus: „Gauck-Gespräch von 2010“ (Süddeutsche Zeitung)
Mit Joachim Gauck verbinde ich zuallererst vieles Andere als ausgerechnet religiösen Inhalt und als „BP“ würde er garantiert nicht in dieselbe Kerbe wie „CW“ hauen. Nach der friedlichen Revolution und Wiedervereinigung mit dem Osten vor über 22 Jahren endlich mal jemanden aus dieser Region in das Amt des Bundespräsidenten zu wählen könnte dem weiteren Zusammenwachsen des Landes möglicherweise guttun. Zur Abwechslung endlich mal einer Frau diese Position anzuvertrauen wäre ebenfalls wünschenswert.
Nach Guttenberg und dem Medienzirkus um Christian Wulff lassen wir uns im Augenblick nicht mehr ganz so viel vor-GAU(C)K-eln als dies vielleicht in früheren Zeiten möglich war. Kein Wunder, dass es auch zur Personalie Gauck ein breit gefächertes Meinungsspektrum gibt.
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