Queen Elizabeth II. hat am 23. Nov. 2010 vor der britischen Kirchensynode eine allgemein zu akzeptierende Tatsache ausgesprochen: „In unserer vielfältigeren und säkulareren Gesellschaft ist die Stellung der Religion ein Thema lebhafter Diskussionen geworden. Es wird zu Recht anerkannt, dass gläubige Menschen kein Monopol auf Werte haben.“ Und religiöse wie nichtreligiöse Menschen seien gleichermaßen fähig, einen Beitrag zum Wohlstand und Wohlergehen des Landes beizutragen, sagte sie vor führenden Bischöfen und anderen kirchlichen Funktionsträgern.
Das wäre ja noch schöner, wenn Religionen ein Monopol auf Werte hätten. Und von welcher Autorität hätten sie das: natürlich von „Gott“, woher denn sonst.
Nicht der Glaube bringt uns weiter, sondern viele neugierige und forschende kluge Köpfe, die einfach wissen wollen, wie die Welt funktioniert, denn erst dann kann man in ihr sehr gezielt mit Erfolg in eine Richtung gehen.
Was uns tatsächlich weiter bringen wird, ist, wenn jeder erwachsene Mensch – Würdenträger und Amtsinhaber mit einbezogen – aufrichtig die Verantwortung für seine eigenen Handlungen übernimmt. Monotheistische Religionsanhänger betrachten ja alles als von „Gott“ gegeben und begründen ihre Sichtweise und Handlungsmuster auf dieser Basis. Wenn ich als erwachsener Mensch jedoch vollständig (= 100 Prozent) die Verantwortung für meine Handlungen übernehme und mich selbständig in eine von mir angestrebte Richtung bewege, ergibt das eine Weltsicht, die unterschiedlicher nicht sein könnte.
„In our more diverse and secular society, the place of religion has come to be a matter of lively discussion. It is rightly acknowledged that people of faith have no monopoly of virtue and that the wellbeing and prosperity of the nation depend on the contribution of individuals and groups of all faiths and of none.“
Zitat aus der Rede der Queen am 23. November 2010
Wer, wie der Sänger Rainhard Fendrich*, nach einer Krise zu seinen christlichen Wurzeln zurückgefunden haben will, muss sich nicht notwendigerweise geringschätzig – „Ich akzeptiere jeden Atheisten, aber ein Atheist ist für mich ein Trottel.“ – über weiterhin anders Denkende äußern. Einfach, weil das grundsätzlich kein guter Stil ist.
Gratulieren kann man ihm trotzdem, wenn er seine Kokainsucht – durch die Hilfe einer Frau, nicht wegen der Religion – überwunden und sich danach anscheinend wieder auf andere Werte als das vergängliche „chemische Drogenglück“ besonnen hat.
Jemand, für den es nicht plausibel ist, dass ein „Schöpfer“ alles geschaffen hat, ist noch lange kein Trottel. Er hält nur diese Vorstellung für zu wenig überzeugend und ist deshalb anderer Ansicht. Wer sich keine andere Ursache für die Welt als einen Schöpfer vorstellen kann, sollte ruhig zur Kenntnis nehmen, dass es noch weitere Erklärungsmodelle für diese Welt gibt, die keinen Schöpfer voraussetzen und „gottlos“ sind.
Die Bezeichnung „gottlos“ (= Atheismus) ist deshalb auch kein Schimpfwort, sondern nur eine Beschreibung für ein Weltmodell, das ohne einen „Gott“ auskommt. Wer sich einen Gott wünscht, soll gerne daran glauben und andere, die frei und ohne diese Vorstellung leben wollen, sind dafür nicht zu verurteilen.
Religionsfreiheit kann eben auch Freiheit von Religion bedeuten.
* Offenbar bedauert Rainhard Fendrich inzwischen seine Aussage, dass ein Atheist ein Trottel sei.
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