Meinungsfreiheit heißt nicht, dass alles, was jemand frei heraus – ob nun wohl überlegt, mit Berechnung oder völlig spontan – sagen will, auch der Wahrheit entsprechen und tatsächlich stimmen muss. Es bedeutet einfach nur, dass alles Mögliche frei gesagt werden kann, ohne jegliche Konsequenz. Wenn sich jemand durch das Gesagte beleidigt, verletzt oder auch bestätigt und positiv dargestellt sieht, ist das ebenso dessen freie Entscheidung.
„Die Schmähkritik von Jan Böhmermann“ (Deutschlandfunk)
Abschrift der Passage aus der „Neo Magazin Royale“-Sendung vom 31. März 2016
Man muss nicht alles, was irgendwelche Leute von sich geben, immer sofort auf die Goldwaage legen. Denn naturgemäß wird auch jede Menge „Blech“ dabei sein. Viel Gesagtes macht großen Spaß, und zwar ganz besonders, wenn es sich reimt. Gereimtes klingt irgendwie immer, auch dann, wenn es absolut keinen Wahrheitsgehalt hat oder totaler Blödsinn ist.
Die „Schmähkritik“ von Jan Böhmermann alleine wäre sicherlich beleidigend, allerdings dient sie im Kontext der „Neo Magazin Royale“-Sendung als Beispiel dafür, was man nicht machen darf. Komisch, das mit dem Beleidigtsein. Meistens sind gerade solche Personen beleidigt, die besonders gerne ordentlich austeilen, aber nichts einstecken können – also Kritikunfähige.
Die Schmähkritik von Jan Böhmermann im „Neo Magazin Royale“ vom 31. März 2016
Möglichst viele sexuelle Anspielungen in einem Text oder Gedicht über eine öffentliche Person unterzubringen, sorgt garantiert immer für große Aufmerksamkeit – Sex sells! Sowas kann total geschmacklos sein, gnadenlos übertrieben oder vollkommen unrealistisch, was alles auf die Schmähkritik Böhmermanns zutrifft. Das muss man nicht mögen, aber auf keinen Fall sollte man derartigen Quatsch (allzu) ernst nehmen, was natürlich wiederum völlig unmöglich ist, wenn man komplett humorlos ist …
Die ganze Sendung: „Neo Magazin Royale“ vom 31. März 2016
(Schmähkritik von Minute 10:50 bis ca. 15:50)
Auch jemand wie „Erdogan“, der sich für einen „großen Herrscher“ hält, wird irgendwann auf Leute treffen und in Situationen geraten, in denen er die Herrschaft und wahrscheinlich zugleich die Beherrschung verlieren wird. Gewisse Leute aus der Reserve zu locken ist ja gerade der spezifische Sinn von Satire und genau dafür ist sie das geeignete Mittel. Außerdem muss ein gewählter Politiker – also eine öffentliche Person – grundsätzlich damit rechnen, sehr kritisch betrachtet zu werden, was durch „abgehobenes Verhalten“ geradezu provoziert wird und entsprechende Reaktionen hervorruft!
Die Tatsache, dass der türkische Präsident „Erdogan“ im eigenen Land mehr als 1800 Menschen (sogar Kinder) wegen Beleidigung anklagt, zeigt, dass dieser gerne mal beleidigt ist. Deshalb kann man im Fall „Erdogan“ eigentlich nur von „Größenwahn“ = „Erdo-Wahn“ sprechen.
Kleinkarierter Größenwahn: „Erdogan“, die dauerbeleidigte Leberwurst.
Wer sich respektlos über alles hinwegsetzt und Meinungsfreiheit sowie die Rechte Anderer massiv einschränkt, wird irgendwann in die Schranken verwiesen werden. Beim derzeitigen türkischen Präsidenten ist die Zeit allmählich reif dafür. Es ist schon eine ziemliche Unverschämtheit, was dieser Mensch sich im eigenen Land anmaßt, und wie er mit seinen Kritikern umgeht, ist nichts anderes als purer „Ego-Wahn“.
Die ins Absurde übertriebenen sexuellen Anspielungen der Schmähkritik sind mit Absicht genauso zahlreich wie unrealistisch und kalkuliert, um etwas zu veranschaulichen. An Stammtischen oder im privaten Raum wird mit Sicherheit ebenso manches provokative wie krasse Zeug zusammengeredet. Soll man all diese Redner deswegen einsperren. Natürlich nicht, das wäre vollkommener Blödsinn. Bei allem Quatsch ist eine kritische Anmerkung von Jan Böhmermann wichtig: „Wer Rechte anderer einschränkt, dem gehören die Rechte eingeschränkt.“.
Wegen des anachronistischen Paragraphen 103 des Strafgesetzbuches den Rechtsweg freizumachen und im selben Atemzug diesen Paragraphen abschaffen zu wollen, wie es Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Erklärung ankündigte, ist zwar schon einigermaßen paradox. Wenn das aber tatsächlich umgesetzt wird, hat Jan Böhmermann wirklich etwas ganz Grundsätzliches angeschoben und somit längst gewonnen.
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