Dass „Politik nur Theater“ sein kann, ist keine Neuigkeit, sondern eine realistische Einschätzung. Dieser Ansicht ist auch der in Paris lebende 84-Jährige syrisch-libanesische Lyriker und Intellektuelle Ali Ahmad Said (Künstlername Adonis), was er in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ über den gegenwärtigen Zustand der arabischen Welt äußert.
Nach einem Hinweis (des Interviewers) auf die Demonstrationen Zehntausender deutscher Bürger gegen eine befürchtete „Islamisierung des Abendlandes“ beantwortet er die Frage, ob der Islam an sich intolerant sei und man sich vor ihm fürchten müsse, mit eindeutigen Sätzen.
„Ja, aber das gilt für alle Monotheismen, den jüdischen eingeschlossen. Der Monotheismus überlässt seinem letzten Propheten jeweils die ultimative Wahrheit. Das heißt: Am Ende hat Gott nichts mehr zu sagen, es gilt nur noch das Wort des Propheten. Und jeder Monotheismus hält seinen Propheten für den einzig legitimen. Das religiöse Denken ist immer ein ausschließendes.“
Zitat aus Artikel „Das ist alles nur Theater“ (Zeit, 27. Dezember 2014)
Manche „religiösen Dinge“ haben durchaus sogar etwas von „absurdem Theater“ und seine Worte umschreiben ohne Zurückhaltung, worum es bei „Monotheismen“ geht. Im Prinzip um die Ausrichtung auf eine absolute und nicht in Frage zu stellende Autorität inklusive totaler Unterordnung – ob diese nun als Gott, Allah oder wie auch immer sonst bezeichnet wird.
Wer sich freiwillig einer derartigen Autorität unterwerfen will, bitteschön.
Für alle anderen, die genau das nicht wollen, ist es wichtig, auf eine strikte Trennung von Politik und Religion zu bestehen, die auch bei uns bis heute nicht konsequent umgesetzt wurde. Allein am Skandal der jahrzehntelang vertuschten Mißbrauchsfälle in der katholischen Kirche, ist deutlich genug zu erkennen, dass es schwer durchschaubare religiöse Parallelwelten gibt.
„Die Herausforderung des Islamismus ist keine Schimäre von politisch Verblendeten oder Extremisten. Sie ist ein massives Problem der Weltpolitik. Dem Westen werden Kriege von Neo-Kalifaten aufgezwungen, die Türkei wandelt sich zum aggressiven Sultanat, weite Teile des islamischen Raums in unserer Nachbarschaft sind politisch instabil bis explosiv, islamistischer Terrorismus ist eine akute Bedrohung von Straßenkaffees in Sydney bis zu Fußgängerzonen in Frankreich, wo in der Vorweihnachtswoche Islamisten mit Autos und „Allahu Akbar“-Rufen in Menschenmengen rasten.
Zitat aus Artikel „Wieso wird Pegida nicht ignoriert?“ von Wolfram Weimer (Handelsblatt, 26. Dez. 2014)
Ist es nicht erstaunlich, dass es im 21. Jahrhundert überhaupt noch diese Idee einer Zwangsbeglückung durch irgendeinen „Monotheismus“ gibt, denn eigentlich machen es doch gerade die globale Vernetztheit der heutigen Welt und die starke Vermischung der unterschiedlichsten Kulturen durch viele Migranten fast zwingend notwendig, weltweit den öffentlichen Raum für alle Menschen, die frei, selbstbestimmt und ohne religiöse Zwänge leben wollen, vor überdrehten religiösen Eiferern zu schützen.
Was für ein Theater!
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