Auch der zweite Teil der Safari, in dem das ungleiche Paar Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad quer durch Deutschland reist, war unterhaltsam und aufschlussreich. Das ungewöhnliche TV-Format hat erkennbar „ein thematisches Gerüst“, aber wenn man wie die beiden ohne Skript und Vorbereitungsgespräche losfährt, wird natürlich viel improvisiert. Deshalb ist alles ein wenig chaotisch, wirkt aber eben darum auch frisch und ist auf alle Fälle eine sehr informative Erlebnisreise.
„Unter den Linden“
mit „Entweder Broder“
Der Tagesspiegel hat am 06. November ein ausgiebiges Gespräch mit den Protagonisten der fünfteiligen ARD-Serie veröffentlicht. Am heutigen Montagabend waren sie bei Phönix in der Polit-Talksendung Unter den Linden zu Gast. Thema: „Deutschland 21 – Eingerichtet in Tabus und Klischees?“.
Abdel-Samad ist ein gutes Gegengewicht zu Broder und wenn eine „jüdische Nervensäge“ (Broder) zusammen mit einem „renitenten Moslem“ (Abdel-Samad) 30.000 Kilometer in einem provozierend knallbunt bemalten Auto zurücklegt, um dieses mitteleuropäische Land der Deutschen zu erkunden, kann man als Zuschauer ebenfalls viel entdecken, sollte die Aktion aber auch als Witz verstehen.
Auf jeden Fall sind sie dabei (un)freiwillig komisch.
Die Reise fördert anscheinend auch wichtige Erkenntnisse zutage. Laut Broder ermöglicht unsere Gesellschaft ihnen (denen, die sich integrieren wollen), sich von ihrer Herkunft zu emanzipieren und für Abdel-Samad ist ein Schlüssel für die Integration, wenn man über sich selbst lachen kann. Das finde ich auch. Humor bedeutet zunächst, dass man über sich selber lachen kann. Dazu gehört unmittelbar, sich nicht für wichtiger als die Anderen zu halten, was mit Sicherheit etwas ist, dass „erarbeitet“ werden muss.
In der Ankündigung zur Deutschlandsafari heisst es: „Deutschland ist kein Platz auf der Landkarte, es ist ein Zustand den man sich erarbeiten muss.“
Klingt auch gut in meinen Ohren. Kulturelle Werte müssen gepflegt, hinterfragt und von jeder Generation immer wieder neu erarbeitet werden. Bei jemandem, der sich schon einmal mit einer vierstimmigen Fuge von Johann Sebastian Bach auseinandergesetzt hat, wird diese Aussage wahrscheinlich Zustimmung finden.
Denn ein Musiker muss – und kann – sich alles erarbeiten.
„Tapezieren geht mit Kleister und Übung macht den Meister!“
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