Der Gedanke, dass mich irgendein „unbekanntes Wesen“ erschaffen haben soll, behagt mir gar nicht und für mich wäre es tatsächlich eine sehr ungemütliche Perspektive. Könnte ich weiterhin zu diesem Schöpfer nicht selbst eine Verbindung aufnehmen, weil eben das nur wenigen auserwählten Vermittlern – wie etwa Propheten oder Priestern – vorbehalten wäre, machte das die Sache kaum besser.
Dabei würde es sich schließlich um ein Abhängigkeitsverhältnis handeln, bei dem ich mich als von diesem Erschaffer in die Welt gesetzt wahrzunehmen hätte und mich eben deshalb diesem mir völlig „Unbekannten“ und vor allem (!) seinen Vermittlern zu unterwerfen hätte.

! Der/die große „Unbekannte“ · Fiktion, Wahrheit oder grandioses Mißverständnis ?
Ich wäre also … nicht allein … das „Produkt meiner Eltern“ (die Fusion von Eizelle und Samen ist ja der Beginn der Existenz), von denen jede(r) die Gene und den Körper (sehr häufig an äußeren Ähnlichkeiten erkennbar) bekommen hat, sondern sollte letztlich von jemand mir gänzlich Unbekanntem erschaffen worden sein. Das klingt einigermaßen utopisch, ist ein bißchen sehr weit hergeholt und außerdem muss es noch lange nicht der Wirklichkeit entsprechen. Es ist ja auch tatsächlich kein Wissen, sondern es hat mit Glauben zu tun und so ähnlich hört es sich an, wenn einem „die Welt aus monotheistischer Sicht“ erklärt wird. Doch damit nicht genug.
Darüberhinaus würde ich von allen möglichen – vor allem von unmöglichen – Leuten aufdringlich und mit besserwisserisch erhobenem Zeigefinger erzählt bekommen, was ich alles zu tun und zu lassen hätte, um in ferner Zukunft bei sowas wie einem „jüngsten Gericht“ gut dastehen zu können. Diese Denkweise macht für mich – ehrlich gesagt – überhaupt keinen Sinn.
Als ob man nicht selbst schon alle möglichen interessanten Ideen hätte, was man tun oder lassen könnte. Allerdings wird dieses … fiktive und unbekannte … Wesen als so unermeßlich groß definiert, dass manches Individuum sich kaum traut, es überhaupt mal in Frage zu stellen.
Jedes „dualistische System“ geht von zwei voneinander unabhängigen Entitäten aus, die sich jedoch auch als gegensätzliche Polaritäten – wie zwei Seiten einer Medaille – ergänzen können. Insofern könnte dieser Artikel auch mit „Die Überwindung des Dualismus“ betitelt sein.
Dualistische Gegensatzpaare: Gut und Böse, Gott und Teufel, Innen und Außen, …
Aber wie groß ist es denn wirklich bzw. größer als was soll es sein? – „Größer!“ lautet die selbstverständliche, platte und leider nicht zu überprüfende Antwort der überzeugten Fans. Möglicherweise handelt es sich ja nur um einen sogenannten „Scheinriesen“, wie dem in der Geschichte „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, der umso kleiner wird, je näher man ihm kommt, bis er sich am Ende (hoffentlich) als freundlicher Normalo entpuppt.
Was ist, wenn ich selbst Grenzen überschreiten, mich entwickeln und die Welt meistern kann? Was ist, wenn ich die Beschaffenheit der Welt erkennen, sie umfassend verstehen und daraus folgend sehr zielgerichtet handeln kann? Was ist, wenn ich bereits etwas in mir habe, was mich mit allem verbindet und den Ursprung meiner Existenz erfahren läßt? Was ist, wenn ich mich umfassend von jeglicher Unwissenheit befreien kann?
Dann ist ein derart „unverständliches Wesen“ vollkommen überflüssig.
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