Ach, wie schön muss es – damals, vor den Fakten – gewesen sein, als „die Erde“ noch als das Zentrum der Welt angesehen wurde. Sie für eine Scheibe oder gar eine Hohlkugel zu halten, ist noch weitaus krasser. Als dann „ein kluger Kopf“ durch Beobachtung feststellte, dass es sich anders verhalten müsse, wurde dies zunächst abgelehnt und als Hirngespinst abgetan.
Ein ihm „nachfolgender kluger Kopf“ – welcher diese Wahrnehmung teilte und vertiefte, dass die Erde eine Kugel sein müsste, die sich um die eigene Achse dreht und in einer Kreisbahn um die Sonne rotiert – wurde wegen dieser Ansicht verurteilt und sollte sie obendrein widerrufen. Dabei hatte er nur der Welt das Ergebnis seiner Beobachtungen mitgeteilt, welche vielmehr der Wirklichkeit entsprachen, als das bisherige alte und „beschränkte Bild“ der Welt.
Die Erde Foto: Blue Marble by NASA
Diejenigen, die damals herrschten und – ihrem Weltbild entsprechend – davon ausgingen, dass es lebensgefährlich wäre, zu weit auf das Meer hinaus zu fahren, weil man ja schließlich irgendwann an den Rand der Scheibe käme und abstürzen würde, konnten diese Entdeckung wohl nicht akzeptieren, denn damit hätten sie ja zugegeben, dass ihr Weltbild falsch ist.
Sie waren vermutlich nicht intelligent genug, um überhaupt nachvollziehen zu können, welches Weltbild der Wirklichkeit entspricht. So ist das leider, wenn man „die Fakten“ nicht kennt und stattdessen an irgendetwas glaubt, was echtem Wissen grundsätzlich nicht standhalten kann.
Zwei kluge Köpfe: Nikolaus Kopernikus (* 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg) und Galileo Galilei (* 15. Februar 1564 in Pisa; † 29. Dezember 1641jul./ 8. Januar 1642greg. in Arcetri bei Florenz)
Galileo Galilei lebte ein Jahrhundert später als Nikolaus Kopernikus
Wenn es nicht um Machterhalt ging und tatsächlich auch keine Boshaftigkeit war, haben sie also wahrscheinlich aus „purer Unwissenheit“ den Klügeren unterstellt, dass sie nicht ganz dicht, also die Dummen wären und damit versucht, das neue Wissen (als Hirngespinst) zu unterdrücken. Ihrer Ansicht nach widersprach diese Sichtweise wohl auch der „Heiligen Schrift“, weshalb der „zweite kluge Kopf“ (sogar noch mehr als ein Jahrhundert nach dem „erstem klugen Kopf“) von den etwas dümmeren Machthabern verurteilt (Details der Prozesse) wurde.
Kopernikus revolutionierte das „geozentrische Weltbild“ und beschreibt in seinem Hauptwerk das „heliozentrische Weltbild“ unseres Sonnensystems.
Heute gelten beide als veraltet, da ja auch die Sonne nicht das Zentrum des Universums ist.
Die weltweit operierende „Institution“, welche „Galileo Galilei“ verurteilte, hat dieses Urteil erst im Jahr 1992 – weit über 300 Jahre (!) später – widerrufen. Bei einer Inquisi … äh Institution, die, nun ja, gerne mal wegen ihrer „Jenseits“-Vorstellungen hartnäckig diesseitige Fakten ignoriert, kann es durchaus schon mal sooooo lange dauern, bis ein derartiger Fehler endlich zugegeben werden kann. Sollte man sich also am Besten möglichst nicht mit den Herrschenden oder einer vermeintlich „Heiligen Schrift“ und ihren (fanatischen) Vertretern anlegen?!
Nein, natürlich nicht. Die sollen sich gefälligst selbst beherrschen und sonst niemand. Außerdem kommt keiner vorwärts, wenn nicht irgend jemand den Mut hat, eine falsche Anschauung der Wirklichkeit als solche zu benennen. Herrscher kommen und gehen. Vermeintlich heilige Schriften ebenfalls. Am Ende macht nur die Wahrheit Sinn und wird Bestand haben, wie lange es auch dauern mag, sie zu erkennen. Eine zeitlang kann irgendein dämlicher Herrscher seine Untergebenen für dumm verkaufen, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo jemand bemerkt, dass etwas nicht stimmt und dann gibt es meistens eine Revolution.
Beherrsche. Dich. Selbst.
Demokratie ist hier der bemerkenswerte Versuch einen absoluten Herrscher zu vermeiden, indem allen Teilnehmern der Gesellschaft dieselben Rechte zugestanden werden und Amtsinhaber nur für eine begrenzte Zeit gewählt werden. Demokratie lebt vom Wechsel und der Auseinandersetzung mit überzeugenden, sachlichen Argumenten.
Das ist allerdings auch keine leichte Aufgabe, weil Irrtümer selbstverständlich auch hierbei möglich sind und „Verrückte“ sowie „kluge Leute“ gleichermaßen kommen und gehen. Wer dabei welcher ist, läßt sich oftmals nur mit der Zeit erkennen und bedarf sicherlich der Fähigkeit, sowohl ihr Verhalten „sehr genau zu beobachten“ als auch die Welt richtig einschätzen zu können, um den Einen vom Anderen zu unterscheiden.
Fakten spielen dabei oft genug nur eine unwichtige, ja sogar unbequeme Nebenrolle, weshalb sie ja auch verbogen oder unterschlagen werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Glaubt etwa immer noch irgendwer, dass „Atomstrom“ eine saubere und billige Lösung ist?
Politik und Gesellschaft haben viel mit Stimmung und nicht unbedingt mit Fakten zu tun. Letztlich muss sich jede Generation ihren Horizont erarbeiten und trifft dabei – je nach Kulturkreis – auf eine gesunde Tradition oder eben auf „postfaktische“ Machtstrukturen mit absurden Verhältnissen. Deshalb sei es nochmal gesagt: Keine Macht für Doofe. Beherrscht Euch gefälligst selbst!
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