Vorweg: Dies ist weder das „Wort zum Sonntag“ noch eine „Moralpredigt“. Das dazugehörige Arbeitsfeld überlasse ich gerne Anderen, die sich berufen fühlen, sich auf die entsprechende Weise zu äußern, um ihren Mitmenschen – also den anderen Teilnehmern der Gesellschaft, an welche sich die Rede richtet – etwas aus ihrer Sicht Notwendiges zu vermitteln.
Manche haben mehr in der „Birne“ als Andere. Aber jede(r) ist so dumm, wofür er/sie (sich) „Andere“ hält.
Wer es immer noch nicht gemerkt haben sollte, wir leben in der westlichen, sogenannten „freien Welt“ in einer „Dissens-Gesellschaft“. Genau das ist sehr gut so und ihre spezifische Qualität. „Dissens“ (von lat. dissensus = Uneinigkeit) ist das Gegenteil von „Konsens“ und bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch soviel wie Meinungsverschiedenheit. Früher war das anders, da mussten sich alle zu einer „Religion“ bekennen oder einem „Herrscher“ die Treue schwören.
Glücklicherweise haben sich die Zeiten etwas geändert und wir können freier leben. Daher ist dieses „Uneinigsein“ bei einem Thema kein Widerspruch, sondern es beinhaltet den gegenseitigen Respekt bei gleichzeitig unterschiedlichen Ansichten. Alle haben Durst, aber der Eine will ein Bier, die Zweite ein Glas Wein und ein Dritter einen Apfelsaft. Jede(r) nach seinem/ihrem Geschmack und trotzdem kann man gemeinsam anstoßen, Prost!
So wie sich mitten in der Gesellschaft ein „Esel“ verstecken kann, fängt auch das Wort Gemeinschaft mit „gemein“ an. Wer sich wie ein „Gemeiner Esel“ verhält, wird irgendwann von der zusammenhaltenden Gesellschaft in die Schranken verwiesen und sein Verhalten abgestraft werden.
Irgendwie logisch: „Jeder ist seines Glückes Schmied“ und ein „Gemeiner Esel“ entlarvt sich immer selbst. Der „Esel“ steht hier als Platzhalter für Dummheit, was wohl meistens der Grund für „gemeines“ Verhalten ist.
In der „freien Welt“ darf jeder Mann und jede Frau (!) eine vollkommen eigene Meinung haben, die ganz anders sein kann als die einer anderen Person. Das heißt selbstverständlich nicht, dass jede abgegebene Meinung auch klug und intelligent wäre oder auf Tatsachen und Wissen beruht. Die Bandbreite reicht von saudumm bis ziemlich schlau, aber es geht dabei nicht ums Recht haben, sondern um so etwas wie „dynamische Wahrheit“, weil Individuen sich selbstbestimmt und frei bewegen können wollen.
Aber eben das – Stichwort: Meinungsfreiheit – ist der Unterschied zu einem absolutistischen Gesellschaftssystem wie etwa einer „Diktatur“ oder auch einer (Glaubens-)„Religion“, bei denen sich letzten Endes alles der Autorität des „Herrschers“ bzw. „Schöpfers“ zu unterwerfen hat. Insofern sind solche Systeme eigentlich das krasse Gegenteil einer Demokratie, in welcher die Freiheit des Individuums durch Grundrechte wertgeschätzt und gestärkt wird.
Der Name „Gott“ meint hoffentlich etwas „Gutes“. Die Bezeichnung „Allah“ vereinnahmt direkt „Alles“ und verlangt Unterwerfung. Der Ausdruck „Jehova“ besteht (ohne „h“) im Prinzip aus den fünf Vokalen: „i, e, o, u, a“.
Religiöse Schöpfernamen, die etwas „Gutes“ ausdrücken, „Alles“ vereinnahmen oder purer „Vokalklang“ sind?!
Das heißt nun aber nicht, dass es bei aller „Freiheit“ keinen „Konsens“ in einer Demokratie geben kann. Aufgrund dieser vorhandenen Freiheit werden viel mehr unterschiedliche und sogar gegensätzliche Möglichkeiten diskutiert, miteinander verglichen und gegeneinander abgewogen, bis schließlich etliche vernünftige Kompromisse gefunden und auch immer wieder neu verhandelt werden, damit es sich für alle Teilnehmer der Gesellschaft gut leben läßt. Statt unkritisch an irgendetwas zu „glauben“, werden Standpunkte in Frage gestellt, auf ihre Wahrhaftigkeit überprüft und überzeugende Argumente müssen auf den Tisch. Eine derartige Gesellschaft ist im Prinzip immer in Bewegung und es wird auch viel darüber diskutiert.
Hört auf damit, Euch gegenseitig vorzuschreiben, was man zu tun und zu lassen hat. Mode kommt und geht. Ebensowenig wie ein Kopftuch etwas Religiöses ist, muss man noch lange keinen Schlips tragen, um seriös und zuverlässig zu sein. Die Grenzen des Verhaltens sind dort zu setzen, wo jemand einen Anderen verletzt. Selbst wenn sich jemand etwas in der Art ausdrücklich wünschen sollte, gibt es einen dynamischen Verhaltensspielraum.
Bettelt der Masochist: „Quält mich, quält mich.“
Antwortet der Sadist: „Nnnnnein.“
Sado & Maso-Spiele
„Dissen“ (von dislike) oder „Wissen“, „Glauben“ oder „schrauben“.
In den Netzwerken, die als „sozial“ bezeichnet werden, wird viel geliked und gedisst. Und was hat das dauernde liken und dissen jetzt tatsächlich mit „Wissen“ zu tun. Oft natürlich wenig, es sind spontan rausgehauene Meinungen oder vielleicht sogar gekaufte. Gerade im „asozialen Digitalen“ gibt es nicht immer nur Zustimmung und „Konsens“, sondern ebenfalls extreme Ansichten und ziemlich viel „Dissens“, also Meinungsverschiedenheiten. Behauptet wird da alles Mögliche von jedem, der dran teilnimmt und im Unterschied zu früher gibt es heute eine wahre Datenflut, die sicher niemand ernsthaft sichten wollte.
Das Leben in einer „freien Welt“ hält nicht jede(r) aus. Allerdings hat jeder Mann und jede Frau in der westlichen Welt die Freiheit, sich in eine Region mit einer „Diktatur“ oder absolutistischen (Glaubens-)„Religion“ zu begeben. Machen aber nur wenige. Die meisten Flüchtigen machen es anders herum. Sie fliehen vor einem absolutistischen oder herunter gewirtschafteten Gesellschaftsystem in die freie (= demokratische) Welt, weil sie „wissen“, dass sie dort besser an einer vernünftigen Lebensperspektive „schrauben“ können.
Dazu gehört als notwendige Voraussetzung selbstverständlich eine solide (Aus)Bildung, die fast zwangsläufig das Ende seltsamer Traditionen (davon gibt es genug) oder eines blinden Gehorsams bedeutet, welche einer kritischen Betrachtung selten standhalten können, auch deshalb, weil „Wissen“ und „Glauben“ eher widersprüchliche Sichtweisen darstellen. Warum überhaupt sollte man weiterhin „glauben“, wenn man stattdessen „wissen“ kann?
Welche Gesellschaftsform ist nun also das lebensfreundlichere Modell?
Die demokratische „Dissens-Gesellschaft“ und ihre Meinungsfreiheit!
Gemeinschaft basiert auf „Kompromissen“, was „Egoisten“ nicht aushalten.
Zu einer „Wissens-Gesellschaft“ gehört auch kritische (Selbst-)Reflexion und man muss auf jeden Fall erwähnen, dass die industrialisierte Welt – was eher die westliche ist – zuviele Ressourcen für ihren Lebensstil verbraucht und damit in gewisser Weise sehr „egoistisch“ handelt, was wiederum zu Unruhen in anderen Regionen beiträgt.
Zum Wissen gehört „das richtige Maß“ und sowohl auf der persönlichen Ebene eines „Individuums“ als auch bei einer „Gemeinschaft“ (wie etwa einer Nation) läßt sich – individueller oder kollektiver – „Egoismus“ beobachten, welcher kulturelle, wirtschaftliche, religiöse oder weitere Gründe haben kann. Die meisten Probleme in der Welt werden im Wesentlichen durch „egoistisch motiviert“ handelnde Individuen oder Kollektive verursacht.
Aber auch Lösungen stammen von Individuen oder Kollektiven.
Manches geht alleine und manches nur gemeinsam.
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